27.05.2010 - 9 Errichtung einer Gedenkstätte am Luisenplatz, A...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 9
- Gremium:
- Ausschuss für Stadtentwicklung
- Datum:
- Do., 27.05.2010
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 18:00
- Anlass:
- Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage
- Federführend:
- Dezernat III
- Beschluss:
- zur Kenntnis genommen
Protokoll:
Herr Dr. Saffer beschreibt das Vorhaben des Arbeitskreises Wider des Vergessenes. Er berichtet zunächst, wie sich die Arbeitsgruppe anlässlich der 75. Jahrfeier des Bergbauunglücks zusammengefunden hat.
Herr Dr. Saffer informiert sodann, dass seitens der evangelischen Kirche angeregt wurde, sich eines bestimmten Bergmannes zu erinnern. Einem Bergmann jüdischer Tradition. Herr Dr. Saffer erläutet, dass der Grabstein in der Reichspogromnacht zerstört wurde. Die Initiative Wider des Vergessenes sammelte damals Geld, um diesen Stein wieder aufstellen zu können. Aus dieser Aktion heraus entstand der Wunsch, sich generell mit jüdischem Leben in Alsdorf (Altgemeinde Alsdorf) auseinanderzusetzen. Die Nachforschungen ergaben, dass es auch in Alsdorf ein (reges) jüdisches Leben gab und im Einzelnen konnten auch die Namen der in KZ umgebrachten und aus Alsdorf stammenden Juden ermittelt werden.
Die Initiative Wider des Vergessenes hat in der Zwischenzeit zwei weitere Gedenksteine auf dem Nordfriedhof initiieren können. Herr Dr. Saffer bedankt sich nochmals beim damaligen Bürgermeister Klein wie auch bei den stellv. Bürgermeistern Zopp und Plum für deren Unterstützung.
Im Laufe der Zeit wurde deutlich, dass nicht jeder die Gedenksteine auf dem Friedhof besucht bzw. wahrnimmt. Deshalb wurde die Bewegung Das Erinnern der jüdischen Friedhöfe in die Stadt zu tragen ins Leben gerufen. Es ist der Initiative wichtig zu verdeutlichen, dass es in Alsdorf jüdisches Leben gegeben hat. Herrn Dr. Schneider ist es zu verdanken, das man Klarheit über das jüdische Leben und die jüdische Kultur in Alsdorf bekommen hat. Herr Dr. Schneider recherchierte die Namen der Inhaber jüdischer Geschäfte in Alsdorf. Herr Dr. Saffer erläutert weiter, dass von Herr Klein - damals noch Bürgermeister - angeregt wurde, an das jüdische (Geschäfts-) Leben in Alsdorf mittels eines Gedenksteines auf dem Luisenplatz zu erinnern. Herr Dr. Saffer weist noch einmal darauf hin, dass es nach jüdischer Tradition wichtig ist, an die Namen der Verstorbenen zu erinnern.
Am 10. November 2010 soll der vorgestellte Gedenkstein gemeinsam mit dem Rabbiner der jüdischen Gemeinde Aachen, der Öffentlichkeit übergeben werden.
Herr Marc Jansen erklärt dem Ausschuss anhand von Zeichnungen seinen Entwurf für den Gedenkstein (Anlage). Er erläutert, warum gerade diese Form und dieses Material gewählt wurden. Herr Jansen hat die Form einer sog. Stockstele gewählt. Er will darauf aufmerksam machen, dass die Menschen einen steinigen Weg zurücklegen mussten. Aus diesem Grund wurde im Gedenkstein eine Bruchkante eingefügt, die im Davidsstern endet. Auf der Stele ist die Bahnhofstraße dargestellt, mit 18 Punkten, an denen es Geschäfte gab von jüdischen Inhabern. Dieses Denkmal ist von beiden Seiten gestaltet, damit nicht der Eindruck eines Grabsteines entsteht. Die Höhe von 1,30 m ist absichtlich gewählt, damit soll auch drohendem Vandalismus vorgebeugt werden. Auf der rechten Seite des Denkmals soll ein Schriftzug eingraviert werden. Auf der anderen Seite sollen die Namen der Geschäfte aufgeführt werden. Herr Jansen erläutert, dass es sich bei dem Gedenkstein um einen Schwarzgranit handelt.
Herr Stv. Plum bedankt sich bei Herrn Dr. Saffer und Herrn Jansen und merkt an, dass die Betroffenheit, die man bei diesem Thema empfindet nie an Intensität verliert.
Herr Plum erzählt kurz über die Arbeit des Arbeitskreises Wider des Vergessens und bittet um breite Unterstützung durch Rat und Verwaltung bei der Einweihung des Denkmals.
Herr Stv. Brandt spricht Herrn Dr. Saffer und Herrn Jansen volle Unterstützung und Zuspruch aus. Allerdings zeigt er sich besorgt über den Standort des Denkmals auf dem Luisenplatz. Er fragt nach, ob das Denkmal an diesem Platz nicht neben der vorhandenen Kreuzanlage besser zur Wirkung kommt.
Herr Dr. Saffer erläutert, dass das Denkmal an die Stelle kommen soll, an der vorher die Litfasssäule stand.
Der Standortvorschlag kam damals von Herrn Bürgermeister Klein. Auch Herr Bürgermeister Sonders unterstützt diesen Vorschlag. Er hat vorgeschlagen, das Denkmal mit Licht im Boden davor zu versehen, wenn dies finanziell möglich ist. Das Denkmal wird dann gut sichtbar von der Bahnhofstraße sein und nicht in Kollision mit der Kreuzanlage stehen, so Herr Dr. Saffer. Laut Herrn Dr. Saffer soll es aber noch einen Ortstermin mit dem Arbeitskreis und Vertretern der Stadt geben.
Herr Stv. Rinkens erläutert, dass es bereits konkrete Angaben zum genauen Standort des Denkmals gibt. Nur die Ausrichtung (Ansicht der Inschrift) sollte vor Ort noch bestimmt werden.
Herr Stv. Mortimer bedankt sich ebenfalls bei den Initiatoren und befürwortet die Beleuchtung des Denkmals von zwei Seiten. Herr Stv. Mortimer beantragt, dass der Ausschuss eine Beleuchtung des Denkmals mit in den Beschlussvorschlag aufnehmen möge.
Herr Stv. Rinkens weist daraufhin, dass man in der Vergangenheit gut mit einer Licht-Beratung seitens der EWV gefahren sei und schlägt vor, die Verwaltung zu beauftragen, die EWV zu einem Ortstermin einzuladen.
Herr Malecha bedankt sich ebenfalls für die Ausführungen der Herren Saffer und Jansen und bemerkt, dass gerade in der heutigen Zeit ein Verein Wider des Vergessens ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft sein müsse. Da die Zeit immer weiter voran schreite, und es immer wichtiger werde, die Jugend an den Holocaust zu erinnern. Besonders gut habe ihm der lokale Bezug bei diesem Denkmal gefallen. Durch den persönlichen Bezug entstehe ein höherer Widerstandswert in den Köpfen der Bürgerinnen und Bürger, so Herr Malecha.
Herr Saffer verliest die Inschrift, welche in den Gedenkstein eingemeißelt werden soll:
1854 zog die erste jüdische Familie nach Alsdorf. Deutsche jüdischer Tradition prägten die gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der aufstrebenden Gemeinde.
1933 endete dieses Miteinander. Eine lebendige jüdische Kultur wurde ausgelöscht.
Am 09. November 1938 wurden auch in Alsdorf Geschäfte und Wohnungen jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger verwüstet. Ehemals hier lebende Menschen wurden deportiert. Nachweislich 46 von ihnen in Konzentrationslagern ermordet. Wir gedenken ihrer mit großer Achtung.
Herr Stv. Rinkens bedankt sich nochmals bei dem Arbeitskreis Wider des Vergessens und sagt Herrn Dr. Saffer die volle Unterstützung des Ausschusses zu.