22.04.2010 - 9 Beratung des Entwurfes der Haushaltssatzung der...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 9
- Gremium:
- Rat der Stadt Alsdorf
- Datum:
- Do., 22.04.2010
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 18:15
- Anlass:
- Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage
- Federführend:
- 5.1 - Kämmerei und Steuern
- Beschluss:
- geändert beschlossen
Protokoll:
Nach einem kurzen Rückblick in die
„paradiesischen Zeiten“ der Haushaltsrede 1990 geht Herr Kämmerer
Jansen, FB 5 – Finanzen, auf die Zahlen und Eckdaten des Haushaltes 2010
ein. Zur Ergebnisplanung teilt er mit, dass diese mit einem Fehlbetrag von 14,2
Mio. Euro abschließe, zuzüglich vorliegender Änderungen von rd. 1,4 Mio. Euro.
Auf der Aufwandsseite steigen die Aufwendungen, während die Erträge sinken oder
nicht in der erwarteten Höhe fließen. Dies habe laut Herrn Jansen die
Konsequenz, dass die Ausgleichsrücklage bereits aufgezehrt und die allgemeine
Rücklage weiter stark reduziert werde. Weiterhin geht Herr Kämmerer Jansen auf
die dringenden und unabweisbaren Investitionen ein, denen man sich stellen
müsse.
Bezüglich der mittelfristigen Finanzplanung weist er
darauf hin, dass – unter Berücksichtigung aller Kriterien – das
Eigenkapital der Stadt bis 2013 voraussichtlich bis auf einen Betrag von rd.
17,2 Mio. Euro verbraucht sei. An dieser Stelle verweist er auf die
verzweifelten Hilferufe der Kommunen nach einer neuen Gemeindefinanzpolitik,
auf die jedoch bis heute weder Bund noch Land entsprechend reagiert hätten. Anschließend
erläutert Herr Jansen auch die weiteren Risiken, die durch die schwerste
Finanz- und Wirtschaftskrise seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland
drohen. Außerdem geht er kurz auf das in einer interfraktionellen Arbeitsgruppe
in mehreren Sitzungen erarbeitete Haushaltssicherungskonzept ein.
Abschließend kommt Herr Kämmerer Jansen zu dem
Gesamtfazit, dass Alsdorf noch eine Chance habe, wenn die hierzu erforderlichen
Voraussetzungen erfüllt seien.
Beispielhaft führt er an:
-
Änderung der landes- und bundesweiten Praxis bei der Konnexität und dem
Gemeindefinanzausgleich,
-
Unterstützung beim Schuldenabbau,
-
Ausgabedisziplin,
-
Unterlassung teurer politischer Entscheidungen,
-
Untersuchung Arbeitsabläufe und Organisation der Verwaltung, mit dem Ziel
der Verschlankung,
-
Pflichtaufgaben, einschließlich des Infrastrukturvermögens und des
Personals sind in ihrer Ausführung an sinkende Fall- und Nutzerzahlen
anzupassen,
-
Standards müssen radikal gesenkt werden,
-
Neubewertung Planstellen sowie
-
Kooperationen und interkommunale Zusammenarbeit mit anderen Städten.
Für die SPD-Fraktion übernimmt Herr Stv. Rinkens die
politische Bewertung des Haushaltes 2010 und führt u. a. aus, dass auch er die
unbedingt erforderliche Unterstützung von Land und Bund für die Städte und
Gemeinden vermisse. Anschließend weist er darauf hin, dass sich der Rat der
Stadt mit großer Mehrheit gegen die Zugriffsmentalität bei der Erhöhung der
StädteRegionsumlage um 1 Mio. Euro ausgesprochen habe, allerdings vergebens.
Hinsichtlich des von der CDU-Fraktion vorgelegten
ergänzenden Beschlussvorschlages sagt Herr Stv. Rinkens für seine Fraktion eine
uneingeschränkte Unterstützung zu, äußert jedoch die Vermutung, dass der
direkte Einfluss auf Landes- und Bundespolitiker eher helfen würde, da man
ihnen deutlich machen könnte, dass die Kommunalfinanzen nur nachhaltig zu
konsolidieren sind, wenn die Ausgaben im sozialen Bereich reduziert, die
Wohnkosten für Langzeitarbeitslose sowie die Kosten für die Pflege von Älteren
und die Hilfen für Behinderte oder der Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten
nicht in so beträchtlichem Maße von den Kommunen zu tragen wären.
Abschließend stellt er im Namen der SPD-Fraktion
noch folgende Anträge:
-
Der Rat der Stadt beschließt, diejenigen Haushaltsansätze, die in den
Zuständigkeitsbereich des Ausschusses für Stadtentwicklung fallen, ausnahmslos
mit einem Sperrvermerk zu versehen, damit die Ausgaben erst nach Zustimmung
durch den Ausschuss für Stadtentwicklung vorgenommen werden können.
-
Der Rat der Stadt beauftragt die Verwaltung, die Schulentwicklungsplanung
bis 2020 durch entsprechende organisatorische Maßnahmen selber zu erstellen.
Herr Stv. Heidenreich, GRÜNE-Fraktion, nimmt für
seine Fraktion zum Haushalt 2010 Stellung und geht zunächst auf die große
Bedeutung der schlechten Rahmenbedingungen, die von Bund und Land vorgegeben
werden, ein. Insgesamt seien den Kommunen nach Berechnung der
GRÜNE-Landtagsfraktion in den Jahren 2005 – 2009 rd. 5 Milliarden Euro
vorenthalten worden. Auch dem Alsdorfer Haushalt hätten die anteiligen
zusätzlichen Haushaltsmittel sicher gut getan. Herr Stv. Heidenreich sagt die
Unterstützung des von der CDU-Fraktion vorgelegten ergänzenden
Beschlussvorschlages durch die GRÜNE-Fraktion zu und führt zum vorliegenden
Haushalt 2010 u. a. aus, dass die Ratsmehrheit am Bauprojekt
„Schulzentrum Anna“ festhalte, obwohl die Finanzierung noch nicht
geklärt sei. Richtig sei zwar, dass etwas geschehen müsse, um diese schulische
Situation zu lösen. Es stelle sich jedoch die Frage, ob die Ratsmehrheit auf
dem richtigen Weg sei. Seine Fraktion hätte sich eine Synergielösung für beide
Schulen am jetzigen Standort gewünscht.
Sorgen bereiten würden seiner Fraktion auch Teile
der Konsolidierungsfelder. In Ordnung seien sicherlich die Prüfungsaufträge im
Bereich Schulträgeraufgaben wegen der demografischen Entwicklung und der daraus
zu ziehenden Konsequenzen sowie im Bereich Sportförderung. Argwöhnisch
betrachte man jedoch die Untersuchungen beim Hallenbad, so dass man befürchte, dass
in den Mehrheitsfraktionen bereits über eine Schließung nachgedacht werde. Zwar
sei in der Verwaltungsvorlage lediglich von Optimierungen die Rede, aber diese
Untersuchungen könnten auch zum Ziel haben, das Hallenbad letztlich vielleicht
sogar aus Kostengründen zu schließen.
Das Personalkostenbegrenzungskonzept sei zwar im
Prinzip richtig, werde aber bereits durch die Entscheidungen zur künftigen
Besetzung der Verwaltungsspitze ein Stück kontakariert. Unter diesen
Voraussetzungen würden mit Sicherheit Kürzungen in Funktionsbereichen
vorgeschlagen, was von der GRÜNE-Fraktion kritisiert werde. Nicht schlüssig sei
auch der Vorschlag, die neue EU-Verordnung für eine Straßenbeleuchtung mit
geringerem Verbrauch nicht zügig umzusetzen, sondern die Leuchten nur
langfristig auszutauschen. Hier sollten Stadt und Pächter schneller handeln,
zumal sich der Austausch nach relativ kurzer Zeit amortisiert und mittelfristig
eine entsprechende Haushaltsentlastung erreicht werde. In diesem Zusammenhang
weist Herr Stv. Heidenreich darauf hin, dass es für derartige Maßnahmen
spezifische Fördermöglichkeiten des Bundesumweltministeriums gebe. Durch den
vorliegenden Beschlussentwurf werde eine wichtige strukturelle Maßnahme zur
Konsolidierung nicht konsequent durchgeführt.
Abschließend verweist Herr Stv. Heidenreich auf
seine Erläuterungen, aus denen sich ergebe, dass die GRÜNE-Fraktion in ihren
Beratungen zu dem Entschluss gekommen sei, der Haushaltssatzung 2010 in dieser
Form nicht zuzustimmen.
Herr Stv. Mortimer teilt mit, dass die ABU-Fraktion
dem Haushalt 2010, wie vorgeschlagen, zustimme. Außerdem unterstütze man
vollinhaltlich den Antrag der Alsdorfer CDU-Fraktion, bittet jedoch darum, die
Verwaltung zu beauftragen, diesen Antrag allen Abgeordneten des Landtags NRW sowie
allen Mitgliedern des Bundestages zuzustellen.
In diesem Zusammenhang stellt Herr Stv. Mortimer
fest, dass Fakt sei, dass es kein Auskommen mit dem Einkommen gebe. Den
Kommunen würden immer mehr Dinge zur Finanzierung übertragen. Müssten die
Kommunen sich nur um ihre eigentlichen Aufgaben kümmern, habe man sicherlich
auch einen ausgeglichenen Haushalt.
Abschließend geht Herr Stv. Mortimer auf das
Schulbauprojekt Anna ein und weist darauf hin, dass durch den Verkauf der
IGA-Gebäude an die GSG Grund- und Stadtentwicklungsgesellschaft Alsdorf GmbH im
Prinzip der mehr als 10-prozentige Eigenanteil für die Schulbauten vorhanden
sei. Ein weiteres wichtiges Projekt aus der Stadtentwicklung sei ebenfalls auf
den Weg gebracht, und zwar der Verkauf der Marienschule an die GSG und die
Rückpachtung.
Für die Fraktion DIE REPUBLIKANER nimmt Herr Stv.
Lüsgens Stellung zum Haushalt 2010 und geht hierbei u. a. auf folgende Themen
ein:
-
Erhöhung der StädteRegionsumlage,
-
Zuzahlung ÖPNV,
-
Unterschiede beim Kostenvergleich einzelner Schularten,
-
Zuschussbedarf Volkshochschule, Stadtbücherei, Kulturförderung, städt.
Chor.
Seine Fraktion frage sich, ob die hier vorhandenen
Zuschussbeträge gerechtfertigt seien.
Anschließend beklagt Herr Stv. Lüsgens, dass das
Konnexionsprinzip offensichtlich nicht für Land und Bund gelte. So sei es z. B.
unverständlich, dass man die Städte und Gemeinden mit den Kosten aus dem
Asylbewerberleistungsgesetz allein lasse. Außerdem spricht er die finanzielle
Situation der Stadthalle sowie die Sportförderung an. Nachdem Herr Stv. Lüsgens
zum Bau des Gymnasiums und der Realschule sowie zur Errichtung der geplanten Mensa
an der Hauptschule Ost Stellung bezogen hat, teilt er mit, dass seine Fraktion
der Haushaltssatzung 2010 in dieser Aufstellung nicht zustimme.
Herr Stv. Brandt, CDU-Fraktion, teilt zunächst mit,
dass er der Auffassung sei, dass die Bundes- und Landtagsabgeordneten fast alle
einvernehmlich die Probleme der Kommunen erkannt haben und diese auch im Sinne
der Städte und Gemeinden an Ort und Stelle vorbringen. Er finde aber im Großen
und Ganzen solle man sich auf die eigenen städtischen Probleme beschränken, die
seines Erachtens zum Teil auch hausgemacht seien. Er wolle nicht in die 90-er
Jahre zurückgehen und Vernachlässigungen, z. B. an den Schulen, diskutieren. Er
habe den Kämmerer so verstanden, dass man sich darauf besinnen möge, was man
möglich machen könne und was der Haushalt hergebe.
Auch die CDU-Fraktion unterstütze diesen Haushalt
2010, weil hier viel CDU drin stecke und der Kernpunkt „Neuerrichtung
einer Realschule / eines Gymnasiums“ ein ganz wichtiges Anliegen der CDU
sei.
Für die FDP-Fraktion erklärt Herr Stv. Liska, dass
man dem Haushalt 2010 in der vorliegenden Form zustimmen werde.
Im Anschluss hieran lässt Herr Bürgermeister Sonders
zunächst über den Antrag der CDU-Fraktion, ergänzt um den Antrag von Herrn Stv.
Mortimer, ABU-Fraktion, und anschließend über den Beschlussentwurf der
Verwaltung, ergänzt um die Anträge der SPD-Fraktion, abstimmen.
Beschluss:
a) Der Rat der Stadt beschließt
einstimmig:
Der
Rat der Stadt Alsdorf nimmt die schwierige Finanzsituation auf kommunaler Ebene
zum Anlass,
1.
festzustellen,
dass es auf der Ebene der Kommunen (kreisangehörige Kommunen, kreisfreie Städte
und Kreise inkl. StädteRegion) für die von Gesetzes wegen wahrzunehmenden
Aufgaben keine adäquate Finanzierung gibt,
2.
darauf
hinzuweisen, dass die Anforderungen an eine unserer Zeit angemessene kommunale
Daseinsvorsorge Aufwendungen verursacht, die nicht der klassischen Definition
von „freiwilligen Leistungen“ zuzuordnen sind, aber dennoch erfüllt
werden müssen,
3.
die Appelle und
Forderungen der kommunalen Spitzenverbände (Landkreistag/Städte- und
Gemeindebund sowie Städtetag) nach einer durchgreifenden Neuordnung des
Finanzausgleichs vollinhaltlich zu unterstützen,
4.
die Forderung
nach einer aufgabenbezogenen Finanzierung und einem aufgabenorientierten
Finanzausgleich der kommunalen Ebene gegenüber dem Bund („Hartz IV,
Garantie Kita-Plätze U3 Betreuung“) und dem Land Nordrhein-Westfalen
(Gemeindefinanzierungsgesetz – GFG) mit Nachdruck zu erheben,
5.
die Erwartung
gegenüber dem Landtag NRW und der Landesregierung NRW mit Nachhaltigkeit zum
Ausdruck zu bringen, das vor dem Abschluss stehende IFO-Gutachten sowie die
ergänzenden Gutachten der kommunalen Spitzenverbände zur Basis einer dringend
erforderlichen Neuordnung des kommunalen Finanzausgleichs in NRW zu nehmen,
6.
zu fordern, der
kommunalen Ebene eine aufgabenbezogene auskömmliche Finanzausstattung ab dem
GFG 2011 zu sichern sowie bei neuen Aufgabenübertragungen das
Konnexitätsprinzip strikt einzuhalten,
7.
durch aktive
Hilfestellung des Landes NRW gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden eine
angemessene Lösung zum kommunalen Schuldenabbau (inkl. Kassenkredite) zu
erarbeiten und umzusetzen.
8.
Die Verwaltung
wird beauftragt, den Antrag der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Alsdorf vom
15.03.2010 allen Abgeordneten des Landtags NRW sowie allen Mitgliedern des
Deutschen Bundestages zuzustellen.
b)
1.
Der Rat der Stadt
beschließt mit Mehrheit (bei 5 Gegenstimmen) die aufgestellte und bestätigte
Haushaltssatzung 2010 unter Berücksichtigung der durch die Fachausschüsse und
der Verwaltung vorgelegten Veränderungen (Anlage 1 und Anlage 2 der
Originalniederschrift).
2.
Der Rat der Stadt
beschließt mit Mehrheit (bei 5 Gegenstimmen) das als Anlage 3 der Originalniederschrift beigefügte
Haushaltssicherungskonzept 2010 und beauftragt die Verwaltung, die Genehmigung
der Aufsichtsbehörde einzuholen.
3.
Der Rat der Stadt
beauftragt mit Mehrheit (bei 5 Gegenstimmen) die Verwaltung zu den im
Haushaltssicherungskonzept aufgeführten Konsolidierungs-beschlüssen halbjährig,
erstmals zum 30.06.2010, zu berichten.
4.
Rat und
Verwaltung führen die interfraktionelle Arbeitsgruppe “Haushalt”
als dauerhafte Einrichtung zur Begleitung der Konsolidierungslinie der Stadt
Alsdorf weiter.
5.
Der Rat der Stadt
beschließt auf Antrag der SPD-Fraktion mit Mehrheit (bei 5 Gegenstimmen),
diejenigen Haushaltsansätze, die in den Zuständigkeitsbereich des Ausschusses
für Stadtentwicklung fallen, ausnahmslos mit einem Sperrvermerk zu versehen,
damit die Ausgaben erst nach Zustimmung durch den Ausschuss für
Stadtentwicklung vorgenommen werden können.
6.
Auf Antrag der
SPD-Fraktion beauftragt der Rat der Stadt mit Mehrheit (bei 5 Gegenstimmen) die
Verwaltung, die Schulentwicklungsplanung bis 2020 durch entsprechende
organisatorische Maßnahmen selber zu erstellen.
Anlagen zur Vorlage
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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12 kB
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2
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(wie Dokument)
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6,8 kB
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3
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(wie Dokument)
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40,2 kB
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